Universal-Motor-Gerät

Unimog Kopfbild 720x124

Der Unimog – ein legendärer Alleskönner

Unimog U 406 mit Pritsche und Seilwinde, Baujahr ca. 1970, entgegen der durch das historische Einbahnstraßenschild vorgegeben Fahrtrichtung unterwegs auf Höhe des Backhauses im Freilichtmuseum Beuren.
Der U 411, hier mit Westfalia-Fahrerhaus, kam 1956 auf den Markt. Die Baureihe ist bei Oldtimerfans sehr beliebt.
Ein um 1950 in Geislingen gefertigter „Böhringer-Unimog“ der Baureihe U 70200 zu Besuch im Freilichtmuseum Beuren.

Der Unimog gehört zweifellos zur Großfamilie der Traktoren, sein Konzept hebt sich jedoch bis heute von den herkömmlichen Traktoren ab. Er ist weit mehr als nur Schlepper: ein legendärer Alleskönner, nicht nur im Dienste der Landwirtschaft. Seine Wurzeln liegen in der Region, in Stuttgart, Schwäbisch Gmünd und Göppingen. 1946 wurden die ersten Unimog-Prototypen entwickelt. Beim 20. Oldtimertreffen im Freilichtmuseum Beuren stehen die Unimog zu Recht im Mittelpunkt des Interesses: alle ankommenden Unimog werden 2016 zu einer Sonderschau, umrahmt von Hintergrundinformationen und Vorführungen, zusammengestellt.

Unimog U 401 für die Berliner Stadtreinigung © Unimog Museum Gaggenau

Schneller Frontsitztraktor mit ausgefeilter Technik

Optisch gleicht der klassische Unimog mit seiner schrägen Frontpartie, dem Fahrerhaus und der Ladefläche einem kompakten Lastwagen. Technisch zeichnet sich der „Frontsitztraktor“ Unimog von Anfang durch eine einzigartige Kombination von besonderen Eigenschaften aus. Er hat Allradantrieb mit Differenzialsperren, Zapfwellen vorn und hinten für den Geräteantrieb, Portalachsen zur Erhöhung der Bodenfreiheit, jedes Rad ist einzeln gefedert und mit einer Bremse versehen. Das Fahrzeug ist extrem geländegängig, es kann relativ schnell (bis max. 80 km/h) und sehr langsam (bis 0,1 km/h) fahren.

Die ersten vier Unimog-Prototypen (U 1 – U 4) wurden 1946 nach Entwürfen von Albert Friedrich, dem ehemaligen Chefkonstrukteur und technischen Direktor von Daimler-Benz, bei der Firma Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd entwickelt. Das Universal-Motor-Gerät, abgekürzt: Unimog, sollte primär als Schlepper und Geräteträger in der Land- und Forstwirtschaft zum Einsatz kommen. Die Spurweite wurde auf 127 Zentimetern festgelegt, dieses Maß gab die Breite von zwei Kartoffelreihen vor.

Das ursprüngliche Unimog-Logo: Ein stilisierter Ochsenkopf mit Hörnern.

Daimler-Benz steuerte, für die weitere Entwicklung richtungsweisend, 1947 einen 25-PS-Dieselmotor, ursprünglich für den Pkw 170 D konzipiert, bei. Weitere Unimog-Prototypen und Vorserienfahrzeuge wurden in Göppingen bei der Firma Boehringer Werkzeugmaschinen GmbH gebaut, dorthin wurde 1948 die Produktion verlagert. Vom „Boehringer-Unimog“ (U 70200) wurden insgesamt 600 Fahrzeuge hergestellt. Als Markenzeichen zierte ein stilisierter Ochsenkopf mit Hörnern in Form eines U das Fahrzeug.

Von Göppingen nach Gaggenau, vom Acker in die Welt

1951 gab Boehringer die Unimog-Sparte an Daimler-Benz ab. Die Produktion wurde von Göppingen nach Gaggenau verlagert, die Baureihe 70200 durch die Baureihe 2010 abgelöst. 1953 wurde mit der Umbenennung der Baureihe 2010 in U 401 die Nomenklatur geändert und die 400er-Baumuster-Nummern für die Unimog-Baureihen eingeführt. Zugleich trat der Mercedes-Stern als Markenzeichen an die Stelle des Ochsenkopfs. 1956 kam die Baureihe 411, bis heute eines der beliebtesten Unimog-Modelle, auf den Markt.

In der Folgezeit fächerte sich die Unimog-Familie breit auf, Modellreihen folgten auf Modellreihen, jeweils mit zahlreichen Varianten und immer stärkeren Motoren. Ursprünglich als Ackerschlepper gedacht, kamen die Unimog zunehmend auch in anderen Bereichen zum Einsatz: bei der Feuerwehr, als Kommunalfahrzeug im Winterdienst und bei der Straßenunterhaltung, beim Militär, im Transport- und Baugewerbe, als Schienenfahrzeug im Rangierdienst. Den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten passte sich die Produktion an: es gab und gibt Unimog mit Klappverdeck, mit Doppelkabine, mit langer Pritsche, als Geräteträger, hochgeländegängig, als Zweiwegefahrzeug, mit Böschungs-Mähgerät, mit Kran, als Schneefräse … für bis zu 1000 verschiedene Einsatzmöglichkeiten.

Einer der ersten Unimog, ein in Schwäbisch Gmünd begonnener und dann Geislingen fertiggestellter Prototyp Nr. 6, ca. 1948, ausgeführt als landwirtschaftliches Nutzfahrzeug mit Mähwerk. © Unimog Museum Gaggenau/www.andy-ridder.de

Auch ein Unimog: Der MB-Trac

Mit zur Unimog-Familie gehören die MB-Trac mit 65 bis 180 PS, die Mercedes-Benz auf der Basis des Unimogs entwickelte und von 1973 bis 1991 baute. Es war der Versuch, das Konzept des Unimogs in einer modernisierten Form der Landwirtschaft wieder näher zu bringen.

Von 1951 bis zur Verlagerung der Produktion 2002 nach Wörth verließen 320.000 Fahrzeuge das Werk in Gaggenau. Bis heute dürften fast 400.000 Unimogs verkauft worden sein. Gegenwärtig wird der Unimog in den beiden Baureihen U 405 und U 437 mit zahlreichen Varianten produziert – eine anhaltende Erfolgsgeschichte.

Vorführungen und Informationen im Rahmen der UNIMOG Sonderschau beim 20. Oldtimertreffen

Die Unimog-Sonderschau wird vom Unimog-Club, Regionalgruppe Göppingen-Stauferland, dem Unimog-Museum Gaggenau und der Daimler AG unterstützt.

In regelmäßigen Vorführungen (Samstag, dem 20. August, 14 und 16 Uhr; Sonntag, dem 21. August, 11, 14 und 16 Uhr) demonstrieren die Fahrzeuge ihre hervorragende Geländegängigkeit. Auf einem Versuchsfeld führen Unimog mit Anbaugeräten landwirtschaftliche Arbeiten aus, pflügen, eggen und säen. Wieder andere wenden sich Holzarbeiten zu, spalten Meterholz und räppeln Fichtenstangen. Historische Filmaufnahmen, die Unimogs in verschiedenen Einsätzen zeigen, werden am Sonntag, dem 21. August, um 15 Uhr im Hopfensaal des Hauses aus Öschelbronn vorgeführt. Auch für die kleinen Museumsgäste ist beim Oldtimertreffen gesorgt. Mit einsitzigen Tret-Unimogs können Kinder ihre Geschicklichkeit auf einem ausgesteckten Parcours testen.