Station 7

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Weberhaus aus Laichingen

»Weben und Überleben«

  • Erbaut: um 1677, umgebaut 1786 und 1790
  • Zeitschnitt: 1835 bzw. 1853
  • Abbau: 1989/1990
  • Wiederaufbau: 1999-2002

Laichingen auf der Alb war vor 200 Jahren ein bedeutendes Leinenweberzentrum in Württemberg. Mehr als die Hälfte der Haushalte lebte von der Leinenweberei. Die Handwebstühle standen in den feuchten Kellern, den so genannten Dunken. Gut für das Leinen, weniger gut für die Menschen. Das Haus war 1677 als Bauernhaus mit Stube, Kammer, Küche und Stall erbaut worden. In der Blütezeit der Leinenweberei wurde es in zwei selbständige Einheiten geteilt und erhielt wenige Jahre später die Weberdunken.

Unter dem Stroh-Lehm-Dach, der typischen Dachdeckung der Alb, lebten und arbeiteten 1835 bzw. 1853 drei Familien auf 94 Quadratmetern. Ihre Heimarbeit übten sie mit unterschiedlichem Erfolg aus: Andreas Schmid war ein erfolgreicher Weber, der seine Waren selbst verkaufte. Magdalena Graser lebte mit ihren Töchtern und deren unehelich geborenen Kindern von der Armenunterstützung.

Baugeschichte und Baubefunde

Mit seiner gut ablesbaren Grundstruktur der Erbauungszeit ist das Haus ein Vertreter des kleinbäuerlichen Wohnstallhauses, mit noch mittelalterlicher Heiz- und Kochtechnik. Das verwendete Baumaterial stammt fast ausschließlich aus älteren Gebäuden, vermutlich von zerstörten Häusern des Dreißigjährigen Krieges. Das rekonstruierte „geklebte“ Stroh-Lehm-Dach ist wichtig für die Bautechnik der Schwäbischen Alb, darüber hinaus möglicherweise für mittelalterliche Dächer in ganz Süddeutschland.

Ausführliche Informationen zur Baugeschichte des Weberhauses aus Laichingen finden sich unter dem folgenden Link

Hausbewohner und Hausbewohnerinnen

Im Jahr 1790 wird ein neuer Webkeller in die Südhälfte eingebaut und der Gewölbekeller der Nordhälfte wird ebenfalls zu einem Webkeller umgebaut. Seither gehörten die meisten Bewohner zu den Heimarbeitern, die ihren Lebensunterhalt bis ins 20. Jahrhundert hinein durch das Weben verdienten. Die nördliche Haushälfte wurde bis 1978 vom Ehepaar Müller bewohnt. Die Südliche wurde bis 1987 vom Eigentümer an türkische Familien vermietet.

Zeitschnitt und Zeitgeschehen

Die Heimweberei in Laichingen war etwas ganz besonderes: die dortigen Weber stellten ihre Stoffe nicht nur für den Eigenbedarf oder den lokalen Markt her, nein, Laichinger Leinwand war in der ganzen Welt zu finden. Typisch für die Weberfamilien war, dass sich ihre Lebensweisen deutlich von den Bäuerlichen unterschieden. Das Geld, das sie erwirtschafteten, ermöglichte ihnen den Kauf von überregionalen Waren. Sie waren nicht auf den Tauschhandel oder den Ertrag ihrer Felder angewiesen. Stellvertretend für diese Heimarbeiter wird in der nördlichen Haushälfte der erfolgreiche Weber Andreas Schmid im Jahr 1835 vorgestellt und in der südlichen Haushälfte die verarmte Weberfamilie um die Witwe Magdalena Graser im Jahr 1853.