Station 23
Wohnhaus mit Schreinerei aus Ohmenhausen
- Erbaut: 1763
- Zeitschnitt: 1920er
- Abbau: 1982
- Wiederaufbau: 1991
Das Wohnhaus besitzt eine komplett eingerichtete Schreinerei aus den 1920er Jahren. Alles was damals als modern galt, ist hier zu finden: von modernen Details der Einrichtung im Stil der zwanziger Jahre wie Tapeten und fließendem Wasser, bis hin zum ‚Elektrischen’: elektrisches Licht und elektrischer Antrieb für die Maschinen in der Werkstatt. Nicht nur in den Städten pulsierte das Leben in den Zwanzigern, auch auf dem Lande zeigte man sich dem Fortschritt nicht verschlossen, wenn er das Leben erleichterte.
Erbaut ist das Gebäude als Bauernhaus mit Stall im Erdgeschoss. Die Wohnung im Obergeschoss erreichte man ursprünglich über eine Außentreppe. 219 Jahre lang stand das Haus in Ohmenhausen bei Reutlingen.
Baugeschichte und Baubefunde
Das Wohnhaus mit Schreinerei aus Ohmenhausen wurde in mehreren Schritten erbaut. Im Jahr 1763 erfolgte die Erbauung des Wohnhauses, das 1778 um einen Anbau und 1810 um eine Scheuer erweitert wurde. Das Obergeschoss war zunächst nur durch eine Außentreppe zu erreichen. Im Jahr 1878 wurde diese abgerissen und im Gebäude ein Treppenhaus eingebaut. Besonders interessant sind die geflochtenen Fachwerkfüllungen in der Scheuer, die innen nicht mit Lehm beschlagen sind und dadurch die Bauweise gut erkennen lassen und ein Sichtfenster im Fußboden des Obergeschosses, das die Lehmwickelfüllung der Geschossdecke sichtbar macht.
Ausführliche Informationen zur Baugeschichte des Wohnhauses mit Schreinerei aus Ohmenhausen finden sich unter dem folgenden Link
Hausbewohner und Hausbewohnerinnen
In den Jahren 1926/27 wohnen das Ehepaar Johannes (geb. 1850) und Rosine Digel (geb. Handel, geb. 1853) im so genannten „Ausgedingstüble“, einer Kammer für die in Rente gegangenen Eltern bzw. Schwiegereltern. Eine weitere Stube wird von ihrer Tochter Luise Digel (geb. 1875) bewohnt. Sie ist nach einem Arbeitsunfall zu 75% erwerbsunfähig und führt den Haushalt der Familie. Ihre Schwester Wilma wohnt mit ihrem Ehemann Karl Walz (geb. 1891) ebenfalls im Haus. Ihre beiden Kinder Anne Maria und Karl Otto werden 1926 und 1927 geboren.
Zeitschnitt und Zeitgeschehen
Der Zeitschnitt 1926/27 zeigt die zahlreichen Veränderungen im öffentlichen Leben durch den Anschluss an die Elektrizität und die öffentliche Wasserversorgung. Karl Walz war von Beruf Schreiner und richtete sich im Untergeschoss seine eigenen Schreinerei ein. Bei ihm konnte sich die Kundschaft Möbel aus den aktuellen Fabrikkatalogen aussuchen, die der Schreiner dann anfertigte. Die Kunden konnten jedoch auch noch individuell festlegen an welchen Stellen sie Schubladen und Türen haben wollten.