Station 14
Backhaus aus Esslingen-Sulzgries
- Erbaut: 1887
- Zeitschnitt: 1980
- Abbau: 1990
- Wiederaufbau: 1991
Die württembergischen Behörden bestanden ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Einrichtung von “Commun-Backöfen”. Sie hielten die privaten Wasch-und Backöfen für die Ursache vieler Brände. Begeistert waren die Frauen zuerst nicht. Ein Gemeindebackhaus – das bedeutete, bei Nacht und Nebel, Hitze und Kälte die Backwaren durch das Dorf zu transportieren. Und jede neugierige Nachbarin konnte zuschauen.
Das Sulzgrieser Backhaus entstand 1887 als gemeinschaftliche Einrichtung alteingesessener Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil. Fast hundert Jahre wurde es genutzt. Zwar war das “Ofenrichten” eine schwierige Kunst. Doch dabei fand sich immer jemand zum Schwätzen. Neubürger/innen mit ihren Elektroöfen hatten dafür kein Verständnis mehr: 1986 musste der Backbetrieb in Sulzgries wegen der Rauchbelästigung eingestellt werden.
Baugeschichte und Baubefunde
Errichtet wurde das Backhaus aus Esslingen-Sulzgries im Jahr 1887. Zu sehen ist dies auch an einer Inschrift, die auf dem Türsturz angebracht ist. Eine elektrische Beleuchtung erhielt es um das Jahr 1923. Der Backofen des Backhauses ist mit Schamottesteinen ausgemauert. Ihr Vorteil ist, dass sie die Hitze gut aufnehmen und anschließend nur langsam wieder abgeben. Das Feuer wird direkt auf der Backfläche entzündet. Ist es heruntergebrannt, wird die Asche entfernt und die Backwaren werden eingeschossen.
Ausführliche Informationen zur Baugeschichte des Backhauses aus Esslingen-Sulzgries finden sich unter dem folgenden Link
Hausbewohner und Hausbewohnerinnen
Erste Eigentümer waren drei Weingärtner aus Sulzgries: Christian Friedrich Bayer, Wilhelm Wagner und Gotthilf Merkle. Das Backhaus wurde genossenschaftlich genutzt. Es erfüllte also die Funktion als Gemeindebackhaus, obwohl es sich in Privatbesitz befand. Dies änderte sich auch nicht durch die drei Besitzerwechsel, die im 20. Jahrhundert stattfanden.
Zeitschnitt und Zeitgeschehen
Das Backhaus aus Esslingen-Sulzgries ist nach wie vor bei Veranstaltungen oder bei museumspädagogischen Aktionen in Betrieb. Bei einem Besuch im Freilichtmuseum kann es also durchaus passieren, dass aus dem Kamin Rauch emporsteigt oder es im Museumsdorf nach frischen „Weckle“ duftet.