Holzverarbeitung

Krählesbinder 720x124

Krählesbinder

Datierung

1920-1960

Material

Eisen, Fichte, Eiche

Inventarnummern

86/001/0072, 04/023/01

Krählesbinder mit einer Unterlage aus Holz und seitlichen Leisten, die das Herunterfallen der Krähle verhindern.

„Krähle“ sind kleine Reisigbüschel, die ganz oder in Teilen zum Feuermachen in den Herd oder Ofen geschoben werden. Der Krählesbinder ist also das Gerät, mit dem Krähle gebunden und ofenfertig gemacht werden.

„Holz machen“ war früher etwas Fundamentales, da Holz jeden Tag zum Kochen, Backen oder Heizen benötigt wurde und alle Haushalte große Mengen davon verbrauchten. Der Krählesbinder war hierbei von erheblichem Nutzen, sein Gebrauch sparte Arbeitskraft. Er war also früher aus dem täglichen Leben auf dem Dorf nicht wegzudenken. Mit dem allmählichen Verschwinden der Gemeindebackhäuser, die entweder abgerissen wurden oder nur noch zu bestimmten festlichen Terminen im Jahresverlauf angeheizt werden, verschwand auch der Krählesbinder immer mehr aus dem öffentlichen Bewusstsein.

Die Krähle wurden auf einem Spaltblock mit dem Beil oder der Hap, einem gekrümmten, starken Haumesser gehackt und auf die passende Länge gekürzt. Meistens wurden die Krähle zum Anheizen des Backofens gebraucht. Hierbei hatten sie dann eine ungefähre Länge von 50-60 cm. Sie konnten jedoch auch zum Anzünden des Küchenherdes oder des Stubenofens verwendet werden. Da deren Feuerraum kleiner war als der des Backofens, wurden die Krähle für diesen Zweck auf eine Länge von ungefähr 25-30 cm abgemessen. Es war also schon bei der Herstellung der Krählesbündel klar, für was sie später benutzt werden sollten.

Der Krählesbinder selbst wird betätigt, indem zuerst der Metallhebel vollständig geöffnet wird. Anschließend wird eine Schnur in die halbmondförmige Öffnung gelegt, quer zu ihr wird dann das Reisig aufgeschichtet. Seitliche Leisten verhindern das Herausrutschen, die Reisighölzer liegen dadurch eben. Nun wird der Metallhebel geschlossen. Zum Schluss wird das Aufgeschichtete mit einer Schnur zusammengebunden. Die fertigen Krähle werden eingelagert. Bis zu zwei Jahre kann es dauern, bis sie völlig ausgetrocknet sind.

Aufgebockte Krählesbinder erleichtern die Arbeit derart, dass man sich bei der Arbeit nicht oder weniger tief bücken muss. Vier Füße oder ein anderer Unterbau, etwa in Form eines Spaltblocks, sorgen für eine gute Arbeitshöhe. Eine andere Krählesbinder-Variante besteht aus einem x-förmigen Holzgestell. Ein quer eingepasster massiver Holzkeil stabilisiert die Form und dient als Unterlage, so dass v-förmig Reisigholz aufgeschichtet werden kann. Abschließend wird eine Eisenkette um das Krählesholz herumgelegt und mit Hilfe einer Kurbel festgezogen. Das zusammengepresste, kompakte Büschel Reisigholz kann anschließend zusammengebunden werden.

x-förmiger Krählesbinder mit Eisenkette und Kurbel.

Die Bezeichnung des Geräts variiert regional, innerhalb eines Gebiets auch manchmal von Ort zu Ort. Üblich ist – in und um Beuren – die Benennung „Krählesbinder“, geschrieben auch „Grählesbinder“ – mit oder ohne „h“. In anderen württembergischen Landesteilen werden die Krähle „Büschele“ genannt, dementsprechend heißt der Krälesbinder dort „Büschelesbinder“. „Reisigbinder“ oder „Reiswellenbock“ sind Bezeichnungen, die ihren Ursprung eher im Bereich von Technik und Handel haben dürften.

Hergestellt wurden die Krälesbinder früher meist vom Dorfschmied, die Holzteile wurden in Eigenregie bzw. vom Schreiner oder Wagner dazugebaut. Hierzu wurde genommen, was gerade verfügbar war. So ist hochwertiges neben wiederverwertetem Holz zu finden. Einer der Krählesbinder in der Sammlung des Freilichtmuseums ist auf eine alte Treppenstufe montiert. Der sparsame Umgang mit dem, was man hatte, gebot auch, die Schnur, die die Holzbüschel zusammenhielt, nicht mit ins Feuer zu geben. Krälesbinder haben verschiedentlich auch die Tüftler und Erfinder unter den Schwaben auf den Plan gerufen. Da und dort gibt es im Detail immer wieder variantenreiche Lösungen zu entdecken.

Die Tätigkeit des Krählebindens ist monoton, anstrengend und zeitraubend. Ein Arbeiter konnte früher an einem Tag vielleicht 20-30 Krählebündel herstellen. Für das einmalige Anheizen eines kalten Backofens werden alleine schon bis zu 12 Krählebündel benötigt. Krählebinden zählte zu den niederen Arbeiten, wie in dem Spruch „Du bisch ’n rechter Büschelesbinder!“ zum Ausdruck kommt, was soviel bedeutete wie „Du bist nicht der Hellste!“.

Ein historischer Krählesbinder steht im Museum neben dem Eingang des Backhauses aus Esslingen-Sulzgries.